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Termin / Veranstaltung der Arbeitsstelle
bzw. mit deren Unterstützung in 2024

• Reisebericht am 25. März 2024 in den Lüdinghauser Friedensräumen

Israel und die Palästinenser – ein endloser Konflikt?

Einen sehr persönlichen Bericht einer Begegnungsreise nach Palästina von Johannes Gertz (Pax Christi) und Gerd Lange erhielten die 40 Besucher bei einem Friedensgespräch im neuen Quartier der Arbeitsstelle Gerechtigkeit und Frieden e. V. in der Blaufärbergasse 6.

Bild Referenten

Die beiden Referenten betonten, dass sie von ihrer Reise im März 2023 berichten wollten, aber keine politische Analyse zur gegenwärtigen Situation im Nahen Osten anzubieten hätten.

Bild Karte Israel
Sie berichteten vom alltäglichen Leben der Drusen auf den Golanhöhen, von wo im „6-Tage-Krieg“ (Juni 1967) 140.000 Syrer vertrieben wurden. Heute gibt es in dem wasserquellenreichen Gebiet 35 jüdische Siedlungen und fünf drusische Dörfer.

Sie lernten im israelischen Nazareth eine Initiativgruppe kennen, die palästinensische Frauen darin unterstützt, im jüdischen Staat für ihre Rechte zu kämpfen, und die klar für die Zwei-Staaten Lösung eintreten.

Sie erfuhren in Ramallah, dass es im Westjordanland 28 Sondergesetze für Nicht-Juden gibt, und in einem Beduinencamp südlich von Hebron wurde ihnen gesagt, dass 700.000 jüdische Siedler mit ihren Viehherden immer mehr palästinensischen Weide- und Ackerraum für sich beanspruchen. Erschütternd war es für Gertz und Lange einzusehen, dass die Beduinenkinder, von denen sie so freundlich begrüßt wurden, kein Leben in Würde werden führen können.

Bei Bethlehem besuchten sie ein privates Friedensprojekt (international bekannt als „Tent of Nations“). Es wird von der Familie Nassar geleitet und empfängt internationale Besucher, Freiwillige und Workcamps.

Die Familie Nassar betreibt einen Weinberg und muss damit leben, dass die Zufahrt mit großen Felsblöcken versperrt ist. Unzählige Male wurde das Tent of Nations schon angegriffen, tausende von Rebstöcken und Olivenbäumen wurden zerstört.

Die Familie Nassar sei mehrfach mit dem Tod bedroht worden. Trotzdem wollen sie nicht hassen, da Hass nur sie selbst zerstöre. Ihr christlicher Glaube stärke sie in dieser Haltung. Als Gertz und Lange am Ort waren, pflanzten gerade 25 internationale Studenten aus Jerusalem 150 Olivenbäume.

Ein ähnliches Zeichen der Hoffnung gibt Fatima Thweib, die sich um behinderte Menschen kümmert, die von palästinensischer Seite keinerlei Unterstützung erhalten.

Fatima Thweib wurde in einem Zelt in der Wüste als Tochter eines Beduinenscheichs geboren – märchenhaft. Ihr Leben verlief jedoch nicht wie im Märchen. Was sie leistet, ist deshalb erstaunlich: Sie setzt sich im Westjordanland für Menschen mit Behinderung ein.

Im Kinderheim 'La Creche' (die Krippe) in Bethlehem kümmern sich libanesische Ordensschwestern um Kinder, die in der muslimischen Welt nicht erwünscht sind, weil sie die „Ehre“ einer Familie beschädigt haben. Es sind Kinder, die aus nicht erlaubten Beziehungen stammen, vielfach innerhalb der Familie oder außerehelich gezeugt worden waren. Viele sind auf der Straße aufgelesen, vor die Tür gelegt oder im Müll ausgesetzt worden. Die palästinensische Autonomiebehörde verweigert dieser christlichen Einrichtung jede finanzielle Unterstützung, verlangt, dass die Kinder arabische Vornamen erhalten und verbietet eine christliche Unterweisung. Wenn sie das 6. Lebensjahr erreicht haben, müssen sie die Krippe verlassen. Manche wechseln bis zur Volljährigkeit in ein SOS-Kinderdorf.

In Jerusalem sprachen Gertz und Lange mit der christlichen Palästinenserin Sumaya, die für die Fahrt von ihrem Wohnort Ramallah (28 km) dorthin heute drei Stunden gebraucht hat, da sie an drei Checkpoints von israelischen Besatzungssoldaten kontrolliert worden war. Sumaya glaubt, dass die Politik Israels und der palästinensischen Autonomiebehörde die Gegensätze verfestigen wollen. Aber auch die Palästinenser seien tief gespalten, die Korruption sei unermesslich. Nach dem Tod von Präsident Abbas, der einen moderaten Umgang mit Israel anstrebe, sei mit blutigen Kämpfen um seine Nachfolge zu rechnen.

In dem durch israelische Siedlungen zerstückelten Westjordanland wurden Gertz und Lange Zeugen einer Realität, die in Deutschland oftmals wenig bekannt ist. Die Bilder, die sich Ihnen boten, erschütterten sie zutiefst. Menschen berichteten ihnen über die Zerstörung von Häusern, Zwangsräumungen und Demütigungen der Palästinenser. Die müssten z.B. wegen neuer Siedlungen weite Umwege zurücklegen, da sie nicht alle Straßen benutzen dürften.

Auf ihrer Reise haben die Referenten Gertz und Lange israelische und palästinensische Menschen in Projekten und Begegnungsstätten besucht, die sich allen Drohungen, Angriffen und Zerstörungen zum Trotz gewaltfrei für Frieden, Versöhnung und Verständigung engagieren. Nach dem Motto: `Wir weigern uns, Feinde zu sein´. Ein Hoffnungsschimmer?

„Wir weigern uns, Feinde zu sein!“

Bild Weigerung Feind zu sein
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Die Zuhörer waren insgesamt äußerst beeindruckt von den Ausführungen der beiden Referenten und brachten dies in der anschließenden Diskussion zum Ausdruck.

Sie beteiligten sich zudem an einer reichlichen Spendensammlung. Die Gelder sind bestimmt für zwei der vorgestellten Initiativen:

  • das Kinderheim 'Créche' (Krippe) in Bethlehem und
  • das Projekt 'Tent of Nations' auf dem Weinberg der Familie Nassar.